schreib, schreib das doch mal auf, sagte G, nein, nicht das starren auf die zahlen, und die darstellung der zahlen, ob solche plots wohl schon jemals solche angst eingejagt haben, auf breiter front zumindest, nein, auch nicht das zurückweichen einiger, oder ist das die mehrheit, im supermarkt, beim einkaufen, dich hat wohl eine tarantel gestochen, sagte man früher, und auch nicht die verblüffende reibungslosigkeit, mit der das schließen vor sich ging, meine güte, einfach eine verordnung, wie konnte ich so dumm sein mir das nicht vorher vorstellen zu können, und was wenn es weitergegangen wäre, wirklich alles zu, und wann bleibt das wasser weg, und strom, und internet, aber gottseidank, das internet war nicht gefährdet, ganz im gegenteil, es war ja geradezu das agens, ich kann mir nur vorstellen dass es seinen eigenen strom erzeugt hätte, wäre der andere strom tatsächlich ausgefallen, doch das meinte G alles nicht, sie meinte auch nicht, wie sich in diesen wochen die zwei kulturen zeigten, die richtige kultur, die sichtbare kultur, die kultur, die wirklich gebraucht wird, macht sie doch das eingeschlossensein erträglicher, lässt sie doch das alleinsein vergessen, eine tröstung, für das wir, das große wir, das zuhause bleibt, ganz einig, ja, und die kulturredakteure sind dabei, eine sendung über montaigne, denn der war ja auch viel allein, oder über boccaccio, wurde da nicht gerade die quarantäne erfunden, nur dass das heute viel menschlicher ist, und bitte, liebe hörerinnen, mit maske, nein, auch das meinte G nicht, sondern die doppelte erfahrung, beim skypen, der ersatzdroge, die erfahrung, wie viel da doch geht, ja man kann eine universität so laufen lassen, kann man, man kann, inwieweit, das meinte sie, dass da etwas trotzdem fehlte, was, was ist der geteilte raum, der raum in dem ich hier, und du dort bist, und das dort ist kein bildschirm, sondern sind zwei meter, und ich fühle deine präsenz anders, und wir können gemeinsam auf ein papier schreiben, und das papier riecht, und der stift riecht, und wir beschnüffeln uns anders in dem raum, ja man muss es zugeben, dass wir uns anstecken können, ein lächeln, ein tonfall, ein schnaufen sieht und hört sich anders an, und wir könnten sogar unsere haut berühren, was wir natürlich nie tun, aber die demenzkranken im altenheim verstanden es nicht, von einem tag auf den anderen, von einem tag auf den anderen durften sie nicht mehr, um sie zu schützen, natürlich, und wer wollte auch die verantwortung übernehmen, man sieht es ja, die zeitung ist voll davon, aber merkwürdig ist es schon, zu merken, wie viele seiten diese isolation hat, und wie musik, kultur, die andere kultur, verdammt warum war sie weg, dass sie auf diesem spüren beruht, auf diesem hören mit der haut, und mit der nase, schreib doch das mal auf, sagte G, aber ich bin mir nicht sicher ob sie das meinte.


erschienen in MusikTexte 166 (August 2020)